Wenn ich über Kreativiät nachdenke, dann ist eine meiner Grundüberzeugungen, dass erst Mangel uns wirklich kreativ macht. Im Mangel erhalten wir die Chance, für ein Problem eine Lösung zu finden, kreativ zu werden, etwas zu Gestalten. In der Fülle ist es nicht unbedingt notwendig, kreativ zu werden, es ist sogar schwerer, etwas neues zu (er)finden, wenn alles schon da ist. Wir sind satt.
Austin Kleon schreibt in seinem Buch „Steal like an artist„, dass die Idee, alles tun zu können erschreckend und lähmend ist. Als Technik, deinen kreativen Blockaden zu begegnen, schlägt er vor, dir selbst Einschränkungen aufzuerlegen. In der kreativen Arbeit bedeuten Einschränkungen Freiheit.
„You must embrace your limitations and keep moving. In the end, creativity isn’t just the things we choose to put in, it’s the things we choose to leave out.“ Austin Kleon
Diese Methode nutze ich selbst schon eine Weile, um mich zu motivieren. Was kann ich mit nur drei Werkzeugen tun? Wie kann ich meine Farbpallette einschränken? Welche Möglichkeiten erschliessen sich, wenn ich über einen Zeitraum nur an einem bestimmten Thema arbeite?
Keine Ausreden, etwas nicht zu tun. Nutze, was du hast, um kreativ zu werden: Zeit, Material, Platz, Können. Und von dort aus kannst du dann weiter gehen.
Freiheit durch einen engen Rahmen
Ich habe mit einer Freundin einen Künstlerpakt geschlossen. Jeden Sonntag schicken wir uns wechselseitig ein Stichwort zu. Dann hat jede von uns eine Woche Zeit, das Thema zu bearbeiten. Es zählt alles: Schnipsel, Gedanken, Stichwortsammlungen, Skizzen, Ideen, fertige Werke. Am Ende der Woche schicken wir unsere Arbeiten per Post zur jeweils anderen. Wir haben uns bewusst nur eine Woche pro Thema gegeben. Damit wir keine Ausreden finden. Ein nicht-gut-genug zählt nicht.
Ich mag das Projekt. Eben wegen der Verbindlichkeit, der Einschränkungen und dem Prozess, mich meinen eigenen Geistern zu stellen. Wie oft schieben wir Ausreden vor unser kreatives tun: keine Zeit, nicht genug Können, kein Material, kein eigener Raum. Dabei hilft oft schon der Start. Einfach Anfangen und erstmal das nehmen, was aus uns raus will.
„What we respond to in any work of art is the artist’s struggle against his or her limitations.“ Saul Steinberg
In meinem Moleskine zeichne ich seit Beginn des Jahres Selbstportraits in der Blindzeichentechnik – also ohne aufs Papier zu schauen. Von komplett blindgezeichneten Portraits bin ich nun bei „ich schau doch ein bisschen auf’s Blatt, aber es ist nicht schlimm, wenn das Portrait nicht aussieht wie ich“ angekommen.
Eine zeitlang habe ich mich selbst herausgefordert, indem ich mir kleine Umschläge mit Collagematerial vorbereitet habe. Dann habe ich mir hin und wieder einen der Umschläge ausgewählt und mit dem Inhalt eine Collage geklebt. So kannst du dich z.B. eine Woche lang nur mit einem Objekt beschäftigen, mit einer Technik oder einer Farbe. Ich finde, das fördert nicht nur die Kreativität, sondern lässt auch Tiefe zu.