Im April entdeckte ich das 100 Day project. Es gibt viele dieser Art. Sie alle möchten zeigen, was passiert, wenn du über einen langen Zeitraum an einer Sache dranbleibst. Das kannst du als KünstlerIn tun, aber auch in anderen Bereichen. Ich war neugierig und hatte mich spontan auf das Projekt einzulassen.
Mein 100 Tage Projekt
Anfangs wollte mir kein rechtes Thema einfallen. Mit allen Ideen fühlte ich mich gleich zu Beginn eingeschränkt. Also fasste ich mein Thema so weit wie möglich und einigte mich auf 100 days of mark making – 100 Tage lang Spuren hinterlassen. Schreiben, Zeichnen, Malen, Collagieren. Jeden Tag ein bisschen, klein oder groß, fertig oder unfertig, schön, imperfekt, gewissenhaft, flüchtig. Hauptsache jeden Tag eine Spur. Mein Projekt habe ich auf instagram dokumentiert. Ich habe 100 Tage lang fast jeden Tag etwas zu Papier gebracht. Mit Ausnahme von vielleicht 5 Tagen. Das ist das erste Mal, daß ich etwas so lange durchgehalten habe.
Gewohnheiten schaffen
Es hat mir Spaß gemacht und ist fast schon zur Gewohnheit geworden. Eine sehr liebenswerte Gewohnheit. Am Abend innezuhalten und zu merken „Huch, heut hab ich noch gar nicht gezeichnet“. Und mich dann hinsetzen, vorm Bettgehen, und vielleicht eine kleine schnelle Collage entstehen zu lassen. Das hat sich gut angefühlt. Manchmal sind daraus Ideen für umfangreichere Projekte entstanden, manchmal habe ich nur meinen Tag notiert. Jeden Tag ein bisschen was, manchmal mit geringstmöglichen Aufwand. Dann habe ich ein Bild davon auf instagram gepostet.
Habit Tracker
Einige dieser Strategien erwähnt Leo Babauta in seinem Buch Zen Habits*. In dem Buch geht es genau darum: Gewohnheiten zu etablieren und Strategien, die dir dabei helfen. Eine Herangehensweise habe ich neulich in einem Artikel bei Mymonk entdeckt. Die ist im Prinzip nichts anderes, als das 100 Tage Projekt. Jeden Tag etwas tun und ein Häkchen im Kalender setzen. Das kennst du vielleicht schon von Habit Trackern z.B. im Bulletjournal.
Täglich Zeichnen
Wenn du Lust darauf hast, täglich zu zeichnen, dann empfehle ich dir zum Einstieg das Buch „Art before Breakfast“ von Danny Gregory*. Auch er plädiert für eine tägliche Routine und beweist in seinem Buch mit zahlreichen Aufgaben und Bespielen, daß es immer eine Minute für eine schnelle Zeichnung gibt, die letztendlich unsere Sehgewohnheiten und unsere Fertigkeiten schulen. Das Buch hat mir große Lust gemacht zu zeichnen und vorallem dabei meinen eigenen Anspruch mal ganz aussen vor zu lassen. Sehr bereichernd!
Weitere Buchempfehlungen zum Thema
Besonders ans Herz legen möchte ich dir das Buch Mut zum Skizzenbuch* von Felix Scheinberger. Ich habe es in der Vergangenheit schon einmal vorgestellt. Ein weiteres sehr nettes kleines Büchlein zum Etablieren täglicher Zeichenroutine habe ich auf meiner Kurzreise nach Köln damals entdeckt. 642 Tiny Things to draw*. Das Buch ist im praktischen Miniformat und enthält Platz für 642 Minizeichnungen mit ungewöhnlichen Moitvvorschlägen (a bees knee, an alfalfa sprout, a toy boat anchor). Ein Buch, was auf jeden Fall Spaß und ungewöhnliche Blickwinkel verspricht.
Mein Fazit
Mir hat es geziegt, daß ich über einen längeren Zeitraum an einem Thema dranbleiben und mich auf etwas einlassen kann. Ich habe meine Sehgewohnheiten und Fertigkeiten trainiert, habe meinen Horizont erweitert und meine Kreativität herausgefordert. Ausserdem habe ich mir damit jeden Tag ein kleines Date mit mir selbst geschenkt. Ganz bei mir sein, mich mit mir selbst verbinden, in Balance kommen. Und genau darauf kommt es mir an. Schon allein dafür war das Projekt eine Bereicherung und Erfahrung. Ich überlege mir nun ein Thema für die nächsten 40 oder auch 100 Tage.
Hast du auch schonmal so ein Langzeit Projekt für dich selbst gemacht? Vielleicht eine 40 Tage Meditation, ein Yogaset, täglich Schreiben oder auch Zeichnen? Neue Menschen kennenlernen? Kochen? Wie erging es dir damit? Was hat es für dich bedeutet?
*Affiliate Link
3 Comments
Eli
Danny Gregory gibt es auch auf Deutsch unter dem Titel „Kunst vorm Frühstück“ vom dpunkt Verlag Heidelberg.
buntraum
Ich bin ja eine Freundin der Challenges. Da gibt es unzählige. Von Instagram Fotochallenges bis hin zu Fitness- und Gesundheitschallenges. Mich motivieren diese immer etwas Neues zu probieren, an etwas dranzubleiben und mich selbst einfach ein wenig herauszufordern.
Im Moment habe ich zwei verschiedene Challenges laufen, das hat sich einfach so ergeben. Zum einen ist da die #saufmitmadhavi Challenge, bei der es darum geht 40 Tage lang auf sein Trinkverhalten zu achten, ausreichend viel zu trinken. Eines meiner Probleme, denn ich trinke generell zu wenig. Dabei hilft mir die App Plant Nanny, mit der ich dann gleich noch ein paar witzige Pflänzchen gieße und einen hübschen virtuellen Garten pflege. Die ersten drei Tage waren schon recht holprig, weil ich es einfach nicht schaffe auf die Trinkmenge von 2,5 Litern Wasser zu kommen. Und das obwohl es recht warm war. Aber ich bleibe dran, genau deswegen nämlich.
Und dann habe ich mir selbst noch die 100 Tage Challenge bzw. das 100dayproject auferlegt. Die habe ich bei Kallimagie schon einmal begeistert mitverfolgt und sie hat mich einfach angesprochen, weil ich so gern etwas tue oder schreibe, aber einfach nicht regelmässig dran bleibe, obwohl es mir solche Freude macht. Das schöne an der 100 Tage Challenge ist ja, dass man sich selbst überlegen kann, was man tut. Solange man es dann 100 Tage lang am Stück tut.
Ich habe derzeit eine große Liebe zu Bäumen entdeckt in mir. Ich liebe es zu ihnen hinauf zu schauen, ihren Stamm zu berühren, ihre Blätter zu bewundern. Ich genieße die zarten Sonnenstrahlen, die durch ihre Äste dringen. Und ich tanke auf in ihrem Schatten. Jeden Tag will ich nun ein Foto von einem Baum oder einen Teil eines Baumes hernehmen und dazu einen Gedanken oder ein kleines Gedicht notieren. Baumschnipsel nenne ich das. Diese Baumschnipsel stehen unter dem Titel “Das Leben ist schön.” Weil ich finde, dass das Leben unbedingt schön ist. Nicht jeden Tag. Aber es gibt in jedem Tag etwas schönes zu sehen. Und das will ich mit den Baumschnipseln einfangen.
Tag 1
~ Das Leben ist schön ~
Nein, das Leben ist nicht immer schön. So wie die Bäume ihre bunte Fröhlichkeit verlieren, biegen auch wir uns manchmal müde im Wind, werden vom Regen gepeitscht. Doch im Frühling ragen zarte Hoffnungsschimmer aus den alten Zweigen. Aufrichten. Zuversicht einatmen. Zaghaft Lächeln.
Nein, das Leben ist nicht immer schön. Aber es ist unbedingt schön. Immer wieder.
Bisher sind 9 Tage vergangen und ich habe größte Freude daran. Ich sehe viel mehr Bäume unterwegs, aber nicht vor Augen, sondern mit besonderen, bewundernden Augen. Ich stehe unter und neben ihnen und genieße diese Momente. Ich sinniere und fabuliere dabei und am Ende entstehen kleine Baumschnipsel, die ich auf Instagram poste.
Tag 8:
~ Das Leben ist schön ~
Zwischenräume sind die Orte
voller Träume.
Wo all die wirren, irren, bunten,
unerklärlich wilderfunden Filme und Geschichten spielen,
die uns erst lebendig fühlen lassen und erstaunend fragen:
wo kommt das her, was wills mir sagen?
Aus den Zwischenräumen hoch da oben,
zwischen dem Geäst und Bäumen,
wo die Sonne ihr Strahlen leise durchschiebt um zu sagen:
“Finde sie, die Zwischenräume.
Und dann träume!”
Nunja, da habe ich nun noch einige Tage vor mir. Aber es macht Freude und beglückt mich jeden Tag etwas, wenn auch nur etwas winzig kleines, zu gestalten.
Uta Waldau
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